Die Römer in Hispanien – Teil 3: Der Spanische Krieg

Im 3.Teil der Reihe blicken wir auf die „mittlere“ Phase der Einnahme der iberischen Halbinsel durch das römische Imperium, das was heute Spanischer Krieg genannt wird und in der Zeit zwischen 197-133 v.Chr. stattfand. Habe ich im letzten Teil der Reihe noch die einseitige Quellenlage zugunsten des Siegers Rom bemängelt, so findet sich für diese Zeit nicht einmal mehr auf römischer Seite Quellenmaterial direkt aus der Zeit. Das am nähesten dran liegende ist der Text des griechisch-römischen Historikers, aus der alexandrinischen Oberschicht stammende Appian, der sein Werk „Römische Geschichte“ in der Mitte des 2. Jahrhunderts verfasste. Da der Krieg im Wesentlichen zwischen den Römern und, neben den pre-keltischen Lusitanern und den bereits uns bekannten Iberern, den schon lange auf der iberischen Halbinsel ansäßigen Keltiberern ausgetragen wurde, wären keltiberische Quellen natürlich äußerst bereichernd. Dass diese eine Schriftsprache besaßen, ist durch wenige Inschriftenfunde und Ortsnamen belegt, doch historische Texte sind nie gefunden worden. Wieder einmal bleibt also nur die (spärliche) römische Quellenlage übrig, welche kritisch gelesen werden muß. Auch nach dem Studium des Sekundärtextes („Römische Geschichte“) des deutschen Althistorikers Theodor Mommsen bleibt dem Leser ein zwiespältiger Eindruck zurück; einerseits ist sein Detailreichtum nahe den originalen Quellen beeindruckend, andererseits übernimmt er allzu häufig kritiklos die Position Roms in fast allen Fragen des Kriegs und des Selbstverständlichkeitsanspruchs ein. Versuchen wir dennoch, die Geschichte dieser Phase der Einnahme mithilfe dieser beiden vorliegenden Werke ausgewogen zu erhellen.

Die Ausgangslage vor dieser Phase wurde durch die Geschehnisse fundiert, welche ich im ersten und zweiten Teil ausführlich beschrieben habe. Die Römer waren präsent an den Küsten Spaniens und im Süden. Die nördlichere Küste des Mittelmeers, also die Regionen am und nördlich des Ebros, Aragonien und Katalonien, war am ehesten von den Römern penetriert worden. Mit dem Sieg über die Karthager fielen auch die Küsten Valencias, Murcias sowie das Binnenland Andalusiens (das Guadalquivirbecken) in römische Hände. Von einer endgültigen Romanisierung konnte aber keine Rede sein; zunächst waren es nur die unmittelbaren Küstenregionen, welche kolonialisiert wurden, zudem war der Anteil der italienischen Leute in diesen Regionen äußerst klein. Sowohl das „diesseitige“ Spanien (am Ebro), als auch das „Jenseitige“ war eher eine Art Ansammlung von Quartieren des römischen Heeres mit ersten, kleinen römisch-geprägten Städten, welche oftmals nahe einer alten iberischen Ortschaft neugegründet wurden. Erst die Vermischung von römischen Soldaten mit spanischen Frauen bewirkte eine Vergrößerung der romanischen Bevölkerungsteile. Das Binnenland, das heutige Kastilien-La Mancha und Kastilien-Leon sowie einige weitere kleinere Regionen, war nun in dieser Phase das Gebiet, welches von Rom unterjocht werden sollte. Die Stämme der Nordküste, also Asturien, Galicien oder Kantabrien, waren noch gänzlich fern vom römischen Einfluß. Neben dem Binnenland kamen aber die westlich angrenzenden Völker, die Lusitaner und Estremaduraner in den Genuss, mit der römischen Besatzungsmacht in Kontakt zu geraten. Die verschiedenen Völker, welche in Zentralspanien lebten, können trotz einiger Besonderheiten und Abweichungen in der Gruppe der Keltiberer zusammengefasst werden.

Was dachten die Römer über diese Leute? Wie üblich für die freien Stämme Europas waren diese für sie Barbaren. Einer eigenen Sprache rudimentär mächtig, brachten es die südichen Ausleger der Iberer, die Turdetaner, immerhin zur Ausfaltung eigener Lieder, zu einem metrischen Gesetzbuch aus 6000 Verszeilen und sogar zu Anfängen einer Geschichtsschreibung. Die Turdetaner waren vorbildlich in der Landwirtschaft und besaßen prächtige Königspaläste. Eifrig nahm ein Teil der Spanier den Kulturtransfer der Römer auf; neben dem Genuß der römischen Bäder wurde auch das römische Geld schnell übernommen und gar mit eigenen Silber nachgedruckt. Wohlgemerkt, bei dieser Beschreibung handelt es sich um die iberischen Stämme an den Küsten, welche früh mit Griechen und Römern in Verbindung kamen. Deutlich negativer zeichnen römische Historiker das Bild der westlichen und nördlichen Völker Spaniens. Von einer Zivilisation könne man bei diesen nicht sprechen, diese rohen Völkerschaften seien weder in der Lage gewesen, den Wert des Geldes anzuerkennen, noch waren sie bewandt in der Kriegskunst. Untereinander stritten sie ebenso unablässig wie mit Eindringlingen. Stolz waren sie ob ihrer Waffengewalt und ebenso untreu; ihr Kampfeinsatz sei immer nur eine Frage des Preises, nie der Ehre gewesen. In ihrer Freizeit brandschatzten oder besetzten sie ganze Städte. Eine Internierung römischer Soldaten in das westliche Land von Cartagena aus galt für diese als Bestrafung, in dieser wilden und unsicheren Landschaft lebte es sich für sie nicht ruhig. Auch die Griechen mussten diese Erfahrungen sammeln, aus Angst vor nächtlichen Überfällen der Einheimischen bauten sie Emporiae zur Festung aus, welche von den Iberern nicht betreten werden durfte. Waren zu den wilden Iberern wurden nur mit stark eskortierten Abteilungen überbracht. In dieses Land der kriegslustigen Barbaren gedachten nun die Römer einzudringen. Mutig seien sie gewesen, so Appian, doch ihre Unorganisiertheit und ihre politische wie militärische Disziplinlosigkeit verhinderten eine ernsthafte Gegnerschaft für die Römer. Diese hatten auch weniger mit dem Krieg Schwierigkeiten mit ihnen als vielmehr mit der Verwaltung des Frieden. Die „Wilden“ zu zivilisieren, mit ihnen einen Staat machen, erwies sich als deutlich anspruchsvoller als gegen sie militärisch zu gewinnen. Soweit die Sicht der Römer, soweit auch die Sicht von unreflektierten Historikern des Schlages Mommsen, welcher dieses Potpourie römischer Vorurteile in seinem Werk ungefiltert übernimmt.

Wie die Wahrheit sich stattdessen gezeigt hat, ist ohne andere Quellen nicht belegbar. Doch die offensichtlichen Verdrehungen werden auch hier schon deutlich: Die Imperialisten dringen in ein Land ein, treffen auf eine Völkerschaft, welche bislang ihr Leben so organisiert haben, damit es gangbar war, in welchem die Freiheit und Unabhängigkeit offensichtlich hohe Güter gewesen waren, und wundern sich doch, dass sie auf gröbere Widerstände treffen. Sicherlich ist auffällig, dass Spanien zu dieser Zeit kein größeres Staatsgebilde kannte, dennoch rate ich zu Mißtrauen gegenüber den einseitigen Ausführungen. Waren die Keltiberer tatsächlich kriegslustiger als das imperiale Rom? Die Tatsache, wer hier wen angegriffen hat, spricht das genaue Gegenteil aus. Haben sich in Italien dieser Zeit nicht auch die Stämme untereinander behakt? Die Schlacht an der Allia 387 v.C., die Samnitenkriege, der Latinerkrieg, der kampanische Widerstand – alles Belege für das unfriedliche, kampfeslustige und auch wehrhafte Italien. Die Strenge der männlich-dominierten römischen Götterwelt, das umfassend militarisierte Staatswesen, die vielen sozialen Kämpfe in Rom, das Unterjochen halb Europas, während kleine Völker vielleicht untereinander keilen, aber doch nicht annährend so imperial und kriegerisch auftreten? Man kann die Überhöhung der römischen Leistungen wohl nur verstehen, wenn man bedenkt, dass sie a) nur einseitig aus römischer Hand überliefert wurden und b) viele der modernen Historiker ebenfalls in großmachtsüchtigen Imperien aufgewachsen sind und sich gerne Nahe der herrschenden Macht zeigen. Für eine tiefere Kritik fehlt hier der Platz, aber dies wird in Zukunft sicherlich umfassender in diesem Forum geschehen.

Aufgrund dieser Zuschreibungen fragt sich der Leser, warum die Römer Hispanien überhaupt in dessen Gänze einnehmen wollten. Ohne eine dauerhafte Besatzung lies sich dieses Ziel nicht erreichen, Jahr für Jahr standen dort vier Legionen mit etwa 4000 Mann bei Gewehr. Um die „Wilden“ einzugrenzen, gab es zu dieser dauerhaften und kostspieligen Präsenz keine Alternative. Es ist eben nicht so gewesen, dass die Fremden, wann immer sie auftauchten, willkommen waren. Schon vier Jahre nach der vorläufigen Befriedung mit dem Hinauswerfen der Karthager aus dem Land brachen 197 in beiden Provinzen Aufstände aus. Der Konsul Cato selbst wurde zur erneuten „Befriedung“ 195 nach Spanien entsandt. Bei seiner Ankunft in Emporiae erlebte er selbst das vermeintlich sichere Spanien diesseits des Ebros voller Insurgenten, es war ein Krieg notwendig, um zumindest formell das Gebiet wieder zu gewinnen. Doch kaum gelangte das (falsche) Gerücht in die Welt, Cato sei wieder nach Rom abgereist, begann der Aufstand gegen Rom erneut. Nun griff der Konsul hart durch, entwaffnete die Spanier und gab Befehl, dass alle Städte ihre Mauern niederreißen sollten, um sie für die Römer zu öffnen. Diese Maßnahmen fruchteten zunächst im diesseitigen Spanien, doch im jenseitigen begannen die Lusitaner mit ständigen Einfällen in römisches Gebiet, es folgten häufige und schmerzhafte Niederlagen der fremden Macht. Erst unter dem Prätor Paullus gelang 189 ein erster, unter Calpurnius 185 ein zweiter Sieg gegen die Aufständischen. Sicher war die Gegend für Rom damit noch lange nicht, es waren weitere Erfolge der Feldherren Flaccus und Gracchus notwendig, um bis 178 mehr als die rein nominelle Herrschaft in diesen Regionen zu erreichen. Tiberius Gracchus verstand es, angesehene Keltiberer in Dienste für die Armee zu bringen und somit lokale Klientel zu schaffen, zudem war er auch geschickt darin, mit den Keltiberern nicht nur zu ringen, sondern sie auch in Verträge zu verstricken. So langsam baute sich dadurch eine echte Beruhigung der Lage auf, nun konnte eine Phase der verwaltungstechnischen Manifestation beginnen. Rom überließ die Oberverwaltung ab 197 zwei Nebenkonsuln, welche ab 181 eigentlich für jeweils zwei Jahre regieren sollten. Aufgrund des Machthungers der Elite wurde die Regelung schnell aufgehoben und die Konsule nur noch für ein Jahr gewählt. Die untergebenen Gemeinden hatten eine Abgabe an Rom zu leisten, also feste Abgaben an Geld oder sonstigen Leistungen und kein Zehnten, wie dies sonst meist üblich war. Schnell wurden die gewonnen Regionen an die Getreidelieferungen angeschlossen, die Preise dafür bestimmte allein die Oberverwaltung und nicht die lokalen Statthalter. Es bestand eine Verpflichtung der Untertanen auf Militärdienst in der römischen Armee. Zudem wurde schnell das Recht auf Prägung von Silbermünzen in römischer Währung zumeist zugestanden. Doch aufrgund der hohen Militärpräsenz und der unruhigen Urbevölkerung kann man davon ausgehen, dass die Kosten die Gewinne für die Römer deutlich überstiegen. Zwar waren Handeslverbindungen, die Eisen- und Silberbergwerke, auch die hervorragenden Landwirtschaftsprodukte wie Wein und Oliven ein Grund für die weitere Bearbeitung der iberischen Halbinsel, doch in erster Linie dürfte dieses eigentliche Verlustgeschäft nur aufgrund politischer Motive weiter Sinn gemacht haben. Mit der weiteren Einnahme des ersten großen Territoriums ausserhalb Italiens konnte hier Rom alle Aspekte der Kolonalisierung und Imperialisierung erproben und verfeinern. Dass es hier noch kein echtes Staatsgebilde gab, war dafür eher vorteilhaft. So ließen sich kleine Völker gegeneinander ausspielen, eine Technik welche die Römer beherrschten. Mit dem Fokus auf das Binnenland verlor die Marine an Gewicht, nun war der Kampf mit landgewinnender Militärtechnik gefragt. Diese bereits in Italien verfeinerte Strategie konnte nun ausserhalb Italiens erprobt werden.

Mit der vom Volkstribun und Konsul Tiberius Gracchus eingeführten und bereits beschriebenen Ordnung kehrte eine längere Friedensphase ein. Während fast dreißig Jahren hielt dieser Frieden, wenngleich einzelne Überfälle der Keltiberer und Lusitaner verzeichnet wurden. In dieser Phase blieb Zeit für die Gründung neuer Städte wie Carteia im Jahre 171. Ganz offensichtlich trafen die Plebejer fairere und auskömmlichere Regelungen als zuvor die Patrizier, vermutlich färbte der Einsatz der Gracchen für die ärmeren Schichten der Gesellschaft auch auf Spaniens Bevölkerung positiv ab. Doch unter Vorwegnahme der schweren sozialen Unruhen in Rom ab 133, bei denen es vorallem um eine gerechte Landverteilung ging, was im Römischen Bürgerkrieg endete, nahmen in Spanien ab den 150er Jahren die Unruhen wieder an Stärke zu. Die Lusitaner griffen zu dieser Zeit im Verbund mit den Vettonen die Römer an und schlugen die beiden Statthalter. Gestärkt von diesem Erfolg, marschierten sie weiter bis an das Mittelmeer und bedrohten das Gebiet um Neukarthago. Für Rom bestand die höchste Alarmbereitschaft, was alleine an der Tatsache abzulesen ist, dass mit Quintus Fulvius Nobilior erstmals seit 195 wieder ein Konsul in das iberische Krisengebiet gesandt wurde. 158 schlugen die Lusitaner unter Kaesarus am Fluß Tajo eine Armee des Statthalters Mummius, über 9000 Römer fielen in der Schlacht. Nun loderte die Kriegsflamme endgültig auf voller Stufe, weitere kleine Stämme wie die Beller oder Titther schloßen sich den Lusitanern und Arevakern an. Als diese sich in der Stadt Segeda trafen, verweigerten sie den Befehl Roms, die Mauern der Stadt nicht zu festigen und zudem die vertragsmäßig schuldige Geldsumme und Soldaten an Rom auszuliefern. Ein Anlaß für den in Spanien einmarschierten Nobilior, die Stadt mit einem 30.000 Mann starkem Heer zu bedrohen. Doch die so Bedrohten erbaten die Hilfe der Arevaker und konnten vereint das römische Heer vor der Stadt besiegen und zugleich 6000 Römer töten. Der Tag, an dem dies geschah, der 23.August 153, galt für die Römer lange als ein Tag der schlimmen Erinnerung. Die Arevaker kehrten daraufhin in ihre Stadt Numantia zurück, wohin Nobilior ihnen folgte. Dort kam es zu einer zweiten Schlacht, auch diese verloren die Römer haushoch. Mit dem Übertritt der Festung Okilis, wo sich die Vorräte und die Kasse der Römer in der Gegend befanden, zu den Keltiberern, erlitten die Römer empfindliche Niederlagen am Duero. Im Süden lief es für die Römer etwas besser, dort konnte Mummius die Stellungen einigermaßen unbeschadet halten. Nobilior wurde in der römischen Geschichtsschreibung, nicht verwunderlich, als Fehlbesetzung und militärischer Totalversager abgeurteilt. Im Jahr 152 wurde dieser durch den Konsul Marcellus ersetzt.

Dieser versuchte es mit einer Strategie der Milde, er versprach den Aufständischen einen Frieden mit den Verlockungen der Generalamnestie. Die Arevaker gingen auf diese Offerte ein und schloßen einen Waffenstillstand, es folgten Friedensverhandlungen mit Rom. So konnte Marcellus in den Süden aufbrechen, um sich dort des Problems mit den Lusitanern und Vettonen anzunehmen. Während seines Aufenthalts in Cordoba sollten die Waffen ruhen, der Winter 152/151 zeigte sich weitesgehend von seiner friedlichen Seite. Die Abgesandten der Arevaker weilten derweil in Rom, um über einen möglichen Frieden im Nordosten der Halbinsel zu verhandeln. Dort wurde ihnen klar vor Augen geführt, das nicht sie in der Lage seien, den Frieden zu diktieren, sondern nur das Reich. Die Drohungen der Römer, mit ihnen nun kurzen Prozeß zu machen, sollten sie nicht baldigst von ihrer Unruhe ablassen, verhallten, und bereits im Jahr darauf ging der Krieg weiter. Marcellus gelang es jedoch in diesem Jahr, in Numantia einen Friedensschluß mit den Arevakern auszuhandeln, indem sich diese der Treue zu Rom verpflichtet sahen und in einen vertragsmäßigen Zustand zurückkehrten. Geiseln und Geld hatten sie als Garantie für diesen Vertragsschluß zu stellen. Mit diesem Erfolg verließ Marcellus Spanien. Seine verhältnismäßige Milde ließ ein Land zurück, welches befriedet erschien. Ein Vertrag sollte dies sichern.

Dies änderte sich jedoch auf einmal, als sein Nachfolger, der Konsul Lucius Lucullus, die Provinz als Oberfeldherr übernahm. Im Gegensatz zu dessen Vorgänger verzichtete er auf Milde und entpuppte sich schnell als „Falke“. Auf eigene Rechnung griff er die Vaccäer, die westlichen Nachbarn der Arevaker, grundlos an. Cauca und Segovia wurden daraufhin Opfer der Brandschatzung der römischen Truppen, rund 20.000 wehrlose Menschen verloren bei diesem Überfall ihr Leben. Aus Furcht vor dieser despotischen und imperialen Vernichtungsmaschinerie verließen die Menschen der Umgebung ihre Dörfer und Orte, die größeren Orte Intercatia und die Hauptstadt Palencia schlossen ihre Tore beim Eintreffen der Römer. Die Flucht der Einheimischen sollte sich als negativ für die römische Armee erweisen; weder Beute konnte so noch gemacht werden, noch fanden sich Verpflegungsmöglichkeiten für die Soldaten. Die Belagerung von Palencia musste unter diesen Umständen abgebrochen werden. Lucullus begab sich infolge in den Süden, um dort mit den Lusitanern aufräumen zu wollen, und dies, obwohl mit dem Prätor Servius Sulpicius Galba bereits ein Oberkommandierender vor Ort war. Im Jahr 150 griffen beide gemeinschaftlich die Lusitaner an, Lucullus nahe Gadir, Galba am rechten Ufer des Tajos. Beide handelten auf eigene Rechnung, was selbst beim Senat in Rom nicht gut ankam. Ihre Grausamkeit, Treulosigkeit und Habgier entfachte einen Krieg, welcher den Friedensvertrag unterlief und die Saat für neue Unruhe legte. Abgeurteilt wurden beide aber nicht für diesen Bruch des Friedens; Lucullus wurde aufgrund seines Reichtums erst gar nicht angeklagt und die späte Anklage gegen Galba wurde aufgrund dessen zu diesem Zeitpunkt bereits hohen Alters fallengelassen.

Die Kämpfe um Makedonien und der 3. Punische Krieg ab 149 zwangen die Römer, ihre Präsenz in Spanien zurückzufahren. Anstelle der Konsule aus Rom verwalteten nun wieder die gewöhnlichen Statthalter die Provinzen in Iberien. Einer von ihnen, Gaius Vetilius, sah sich erneut bedroht von den Lusitanern, welche auf der Suche nach Beute und Anhänger im Turdetanischen umherirrten. Erste schnelle Erfolge schienen den Ausgang der Scharmützel zugunsten Roms entschieden zu haben, da trat mit Viriathus ein Mann der Spanier in den Krieg ein, welcher für Rom zur echten Herausforderung werden sollte. Viriathus entwickelte sich zu einem Guerillaführer, welcher aufgrund seiner Bescheidenheit und Führungsstärke schnell zum Anführer der Freiheitsbewegung emporstieg. Er selbst soll nie mehr Anteil an der Beute genommen haben, als seine Kameraden, besondere Abzeichen oder Goldgeschirr waren ihm völlig fremd, bei allen Schlachten griff er anseite seiner Mitstreiter aktiv ein. Seine Worte, nach den Erfahrungen mit den untreuen Römer nicht weiter auf deren Ehrenwörter zu hoffen und ihn als Retter zum Oberbefehlshaber zu ernennen, fruchteten. Seine Strategie war einfach wie wirkungsvoll: In vielen kleinen Trupps sorgten die Keltiberer für Überraschungsangriffe, er selbst befahl ein Korps mit 1000 Pferden, um den raschen Abzug dieser kleinen Gruppen zu sichern. Den Römern fehlte es an leichter Kavellerie, um ernsthaft gegenhalten zu können. Bei dem Versuch, Viriathus zu überfallen, geriet der römische Statthalter in einen Hinterhalt, in welchem dieser samt der Hälfte seines Heeres den Tod fand. Den Römer blieb nur die Flucht aus dem feindlichen Gebiet. Vom Ebro her wurden 5000 Mann zur Verstärkung der Front angefordert, doch Viriathus ahnte auch dies, überfiel die heranrückende Armee noch während des Marsches und vernichtete es gänzlich. Mit diesen Erfolgen ausgestattet, wurde er der uneingeschränkte Anführer der Lusitaner, in ihm ruhten die Hoffnungen der Freiheitskämpfer, doch noch die Ketten der Fremdherrschaft lösen zu können.

Die Erfolgsserie riß auch in Folge nicht ab. 146 lockte er den Prätor Plautius an das rechte Tajo-Ufer und besiegte diesen so deutlich, dass dieser mitten im Sommer mit den Resten seiner Leute ins Winterquartier flüchtete. Auch das Heer des Statthalters Unimanus wurde vernichtet. Die Reihe der Erfolge war so bedeutend, dass die Aufständischen sich bereits dem Sieg nahe sahen. In Rom vernahm man diese Mißerfolge mit großer Sorge und entsendete 145 den Konsul Aemilianus nach Hispanien. Ihm anheim gestellt wurde ein neugeworbenes Aufgebot, da die Reste der geschlagenen Armeeteile im Land ebenso wenig Interesse am harten Spanischen Krieg hatten wie die aus den Kriegen in Makedonien und Afrika heimgekehrten Veteranen. Aemilianus wagte in diesem Jahr kein Angriff mehr, viel eher zog er sich in das sichere Lager bei Urso (Osuna, nahe Sevilla) zurück, um dort die neuen Einheiten zu trainieren. Im Jahr darauf begann die Gegenoffensive, welche in diesem Jahr erstmals wieder erfolgreich verlief. Doch mit dem Austausch des Konsuls 143 erlitten die Römer unter Prätor Quinctius erneut eine Niederlage nach der anderen, wieder blieb dem Feldherr nur die Schmach, mitten im Sommer in das sichere Winterlager in Cordoba zu ziehen. Viriathus Einheiten durchdrangen immer stärker die Baetica. Als der neue Prätor der Provinz, Servilianus, nach Cordoba kam, waren die Grenzen zu Lusitanien klar abgesteckt und fast undurchdringbar. Erst 141 griffen die Römer wieder das feindliche Gebiet an und gewannen einige kleine Ortschaften für Rom zurück. Eine große Zahl der Insurgenten wurden in diesen Gebieten für ihre Abtrünnigkeit bitter bestraft, 500 Anführer wurden hingerichtet, den Kämpfern die Hände abgetrennt und die übrigen Bewohner in die Sklaverei verkauft. Mit diesen ersten „Erfolgen“ der Römer sah sich Viriathus nun genötigt, einen Friedensschluss mit Servilianus abzuschließen. Dieser sah vor, ihn als König einer souveränen Gemeinde der Lusitaner anzuerkennen. Für Rom bot sich mit diesem Frieden die Chance, nach vielen Jahren der Kriege an verschiedenen Fronten durchzuatmen.

Doch bereits der Nachfolger des Servilianus, Caepio, war mit diesem Frieden nicht einverstanden. Gegen den schwachen Senat erhob er wiederum die Waffen gegen die Lusitaner, entgegen dem schriftlichen Vertrag. Zu einer Konfrontation mit Viriathus kam es zu Beginn nicht, doch 139 drang Caepio samt Verstärkung des Heeres von Marcus Popillius in Lusitanien ein und bot eine derartige Übermacht auf, dass sich Viriathus zur Kapitulation genötigt sah. Die Römer waren nun ob dieses ersten Erfolges nicht zufrieden, viel eher wollten sie das Problem der Lusitaner ein für alle mal aus der Welt schaffen. Sie mordeten, sie richteten Kämpfer der Gegner hin, sie forderten die komplette Entwaffnung der Aufständischen. Viriathus Milde wurde auch in seinen eigenen Reihen nun als Schwäche ausgelegt, schnell waren drei Verräter aus den eigenen Reihen gefunden, welche für Rom den Mord an Viriathus ausführten. Sein Nachfolger Tautamus zeichnete sich mit dem Plan, gar Sagunto den Römern zu entreißen, derart abgehoben jeder Realität aus, dass dieser umgehend scheiterte. Mit dem Verrat an Viriathus aus den eigenen Reihen war der Widerstand gebrochen.

Im Norden wütete derweil die zweite Front gegen die Römer. Wiedermals waren es die Arevaker, welche sich aufgrund der glänzenden Erfolge des Viriathus im Süden Gebietsgewinne versprachen. Dieser Hoffnung trat der Konsul Metellus entgegen, indem er Ort für Ort von den Aufständischen säubern ließ. Im Jahr 142 waren es nur noch zwei größere Ansiedlungen, welche sich dem Gehorsam Roms widersetzten: Termantia und Numantia. Als diese von der Armee Roms bedroht wurden, schiehn die Kapitulation nur noch Formsache zu sein, doch mit der Abgabe der Waffen konnten sich die Einwohner der beiden Städte nicht anfreunden. Mit Megaravicus fand sich ein Anführer, welcher dem konsularischen und übermächtigen Heer die Stirn bot. Das vom Konsul Pompeius übernommene Aufgebot überbot das einheimische um das vierfache, dennoch erlitten die Römer bei den Gefechten schwere Niederlagen. 140 änderten die Römer daher ihre Strategie und versuchten es in Folge mit Verhandlungen. Auch die Bewohner von Termantia und Numantia waren des Krieges überdrüssig und so fand sich eine Lösung am Verhandlungstisch. Ihre Unterwürfigkeit wurde mit der Rückgabe der Gefangenen belohnt. Es schien bereits eine anhaltende Lösung des Problems gefunden zu sein, ehe 139 der inzwischen ersetzte Feldherr Pompeius sein Wort brach und von einem Friedensschluß nichts mehr wissen wollte. Vermutlich um sich seiner Verantwortung in Rom zu entziehen, verleugnete er vor dem Senat den Vertragsschluß. Der Senat in Rom votierte daraufhin für die Fortsetzung des Krieges und die totale Unterwerfung der Einheimischen. Doch diese wussten sich zu wehren und widerstanden allen Versuchen Roms auf Einnahme der Stadt. Römische Historiker sahen darin ein Anzeichen der mangelnden Kriegszucht ihrer Soldaten, zu sehr wütete in ihren Reihen die Feigheit und Zuchtlosigkeit. Alleine schon das Gerücht, die nördlichen Stämme der Kantabrer und Vaccäer könnten auf der Seite der Numantiner eingreifen, ließ sie vor Furcht das Lager räumen. Eine vermeintliche Lösung fand sich erst, als der angesehene Tiberius Gracchus zwischen beiden Lagern vermittelte und die Numantiner zu einem Friedensschluß bewegen konnte. Doch wiederholt war Rom selbst nicht einig, der Senat kassierte die Lösung der Offiziere vor Ort ein und verweigte die Ratifizierung des Vertrags.

Bereits der folgende Konsul Lepidus sollte ab 136 die kriegerische der friedlichen Lösung vorziehen. Unter nichtigen Vorwänden griff er das Volk der Vaccäer an und belagerte die Stadt Palantia. Auch ein Senatsbeschluß, von diesem Krieg Abstand zu nehmen, hinderte ihn nicht, die Belagerung fortzusetzen. Aufgrund Nahrungsmittelknappheit war sein Heer kaum in der Lage, der Stadt ernsthafte Schläge zu verpassen, die Invasion scheiterte und kostete dem halben Heer das Leben. Auch in Numantia fand sich keine andere Situation vor, auch hier blieben weitere Versuche der Einnahme erfolglos. Für den Senat war dieser Umstand untragbar, zur Beseitigung dieser Lage sandte dieser mit Scipio Aemilianus einen ihrer fähigsten Feldherren nach Spanien. Diese hob aus eigenen Mitteln und Kontakten ein Heer hervor und reorganisierte ab 134 das Heer vor Ort neu. Seine Idee war, den eingeschlossenen Numantinern die Nahrungsmittelzufuhr abzuschneiden und die Stadt aushungern zu lassen. Im Winter des Jahres zog er seine Kämpfer vor Numantia zusammen, welche eine Übermacht darstellen sollten. 6000 Soldaten belagerten von nun an eine Stadt mit gerade einmal 8000 Einwohner. Die römische Historie schreibt, dass der größte Feind des Feldherren jedoch nicht die wehrhaften Einheimischen war, sondern die feigen Soldaten in den eigenen Reihen. Um die Stadt ließ er einen zweiten Ring bauen, welcher mit Mauern, Gräben und Türmen versehen war. Somit war die Nahrungsmittelzufuhr von aussen endgültig versperrt. Bald schon herrschte schlimmer Hunger und Mangel an allem vor, dazu breiteten sich Seuchen aus. So geschwächt, blieb den Einwohner nichts anders übrig, als um einen Friedensschluß zu betteln. Die Bedingungen, welche ihnen nun zugestanden wurden, waren keine milden mehr. Die, welche noch nicht verhungert oder durch Krankheiten dahingerafft waren, wurden versklavt, die Stadt dem Erdboden gleichgemacht. Der Herbst des Jahres 133 beendete den Aufstand von Numantia.

Mit diesem bitteren Erfolg erreichten die Römer, dass sich alle weiteren Widerstände im diesseitigen Spanien schnell auflösten, mit leichten Waffengängen und Geldbußen sicherten die Römer ihre Oberherrschaft. Auch im jenseitigen waren die Lusitaner zur Räson gebracht, die römische Herrschaft konnte sich weiter ausdehnen. Neue römische Städte wie Valentia (138) wurden mit der Ansiedlung der kriegsgefangenen Lusitaner gegründet, diese erhielten umgehend die lateinische Verfassung als politische Verfasstheit. Der Konsul Decimus Iunius Brutus brach zwischen 138-136 weit nach Westen auf, um bis an den Atlantik weitere Städte zu unterwerfen. Am Ende waren Vaccäer, Lusitaner und Callaeker vollständig botmäßig mit Rom, nur noch der Norden Spaniens wurde von den autochthonen Völkern regiert. Infolge war das dringlichste Problem die Piraterie, welche insbesondere von den Baleareninseln aus organisiert wurde. 123 besetzte Metellus diese Inseln und verleibte sie ins Römische Reich ein, damit konnte die Seeräuberei eingedämmt werden. Bei den besiegten Lusitanern wiederum breitete sich das Banditenwesen aus, umherziehende Banden überfielen Nachbarn und römische Bürger zugleich. Gegen diese Bedrohung wussten sich die Bauernhöfe zu wehren indem sie ihre Höfe zu Festungen mit eigenen Verteidigungsanlagen ausbauten. Kriegszustände kamen dadurch jedoch keine auf, endlich konnten die Eindringlinge von den Schätzen, dem Korn und dem Vieh, den Abgaben und den Edelmetallen des Landes profitieren. Die Römer waren am Ende militärisch zu stark, als das die Einheimischen auf Dauer bestehen konnten. Mit Sicherheit konnte nun die Romanisierung des ganzen Landes, ausser dem Norden, vorangetrieben werden. Abgeschlossen war die Einnahme Spaniens damit aber nicht, hierzu folgt alsbald ein vierter Teil der Serie – und wie tief die Menschen tatsächlich zu Römern wurden, darüber lassen die Quellen keinen echten Schluss zu.

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